Frage kommt, Frage geht. Antwort ist.

Wahre Antworten werden nie von dem Instrument gegeben das die Fragen stellt. Der denkende Verstand versteht nicht was wirklich vor sich und ist ein reiner Nachdenker. Der Wirklichkeit also immer hinter her. Nie im Augenblick des Geschehens. Diese gedanklichen Interpretationen und Projektionen ist der beschränkte Blickwinkel auf die Wirklichkeit.
Fälschlicher Weise haben wir gelernt zu glauben (zu denken), das in der Beschäftigung mit dem Objekt der Frage, also dem denkenden Verstand, auch die Antworten zu finden sind. Die Idee mit diesem, zwar genialen, Denkapparat die Wirklichkeit verstehen und erfassen zu können, ist reine Zeitverschwendung. Solange das Bewusstsein auf den denkenden Verstand begrenzt bleibt, wird nichts weiter geschehen, als das die nächste Frage bereits an der nächsten Ecke wartet.
Das Denken ist auf Trennung gepolt, auf Auseinandersetzung, Wiederholung und Aufteilung programmiert. Die Inhalte dieses Denkprogramms haben mit der lebendigen Realität nichts zu tun. Denken ist in Wirklichkeit ein Kommunikationsinstrument unserer sogen. Spezies „Mensch“ dessen Mitteilungsform und Blickwinkel auf die Realität immer (mindestens) zweiseitig oder zweigeteilt ist: ich oder du, richtig oder falsch, gut oder böse, mehr oder weniger usw. …
Daran ist nichts falsch, hinterlässt allerdings den oberflächlichen Eindruck, als wäre das Ganze trennungsfähig. Dieser Blickwinkel hat kein Gespür vom Ganzen und ist immer zweideutig.

Eindeutigkeit kommt nur aus dem Bewusstsein selbst.
„Bewusstseins ist alles was existiert.“
(Ramana Maharshi)

Eindeutige Mitteilungen entspringen also immer dem urteilsfreien (unbedachten) Betrachten des augenblicklichen Geschehens. Es ist deshalb absolut entscheidend auf den gegenwärtigen Augenblick ausgerichtet zu sein. Dieser gegenwärtige Moment ist nicht das Produkt des vorherigen Momentes, sondern ist immer völlig neu und frisch. Es ist ein Fließen das alles mit einbezieht, was in ihm enthalten ist. Wer du bist kann also nur wahrgenommen werden und verstanden werden, wenn gegenwärtig erlebt wird. Du musst Gegenwärtigkeit erleben, um zu wahrnehmen wer du bist.

Gegenwärtigkeit und Wer du bist ist ein und dasselbe lebendige Phänomen.

In diesem lebendigen Moment ist Denken und Sprache nichts weiter als ein integriertes Instrument des Bewusstseins selbst, sich durch diesen Organismus (bewusst) mitzuteilen. Ich nenne diesen natürlichen Gedankenfluss: arbeitender Verstand. Dieses „arbeitende Denken“ ist absolut und ungetrennt im Fluss mit dem augenblicklichen und gegenwärtigen Geschehen und vollkommen mühelos.
Ramana Maharshi’s Blickwinkel auf die Frage Wer bin ich? ist vollkommen eindeutig und ebenso vollständig in seiner Antwort: Er sagt: „ … wenn diese Frage gestellt wird, hat sie unmittelbar aus gegenwärtiger Präsenz, empfindsamer stiller Anwesenheit zu kommen. Dazu muss sie tief ins Herz sinken können um wirklich ganz verstanden zu werden …“ – ansonsten wird sich die Antwort nicht vollständig zeigen oder leichtfertig übersehen. Erkennen bleibt dann halbherzig, vorübergehend und begrenzt intellektuell.

Die wahre Antwort jeder existentiellen Frage kommt immer aus der Quelle dieses stillen gedankenlosen Raums und aus der direkten Verbindung mit dem Herzen und ist: Liebe.

Liebe ist die Antwort.

Hans Steinke l Dezember 2010

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