von Hans Steinke | Sep. 13, 2014 | Zitate / Essays
“Handlungen geschehen, doch es gibt kein Individuum, das sie ausführt.”
Gautama Siddhartha – The Buddha
(Essay von Hans Steinke zum Titelthema der einfach JA 10-11/2014 – „Verantwortungsvolles Handeln“)
So paradox es auch vielleicht klingen mag: „Es gibt keinen Handelnden.“ Es gibt nur Handlungen oder Aktionen. Dieses Erkennen und die Mitteilung dessen, sind seit Jahrtausenden bekannt und scheinen immer wieder unter den Tisch gekehrt zu werden. Es ist einfach die Wahrheit. Die Personifizierung dieses Organismus als ICH ist ein Produkt des Denkens und dessen Inhalte, die (Ich-) Geschichte, wird als die scheinbar existierende Person darin gesehen.
Daran ist nichts falsch oder auch nichts richtig, es ist einfach als ‚Verstand’ so programmiert … und nicht wahr. Dieser Glaube und Unwissenheit sind die Version des Denkens über das, was in Wirklichkeit die ganze Zeit einfach nur geschieht.
Das Wesentliche zu sehen ist also: Die Person und die persönliche Welt ist eine Illusion … wir als eine Person existieren nicht wirklich über die Vorstellung oder Idee dessen hinaus.
Diese gedankliche Vorstellungswelt wird fälschlicherweise seit frühester Kindheit über das natürliche Erleben unseres Hier-Seins gelegt … und somit sehen und erleben wir uns, spätestens nach den ersten 30 Lebensjahren disziplinierender Lehrzeit dessen, scheinbar als vollständig getrennt agierende Körper-Verstand-Organismen (Mensch genannt). Wir glauben, dass wir selbstverantwortliche und scheinbar frei-willig handelnde Personen/ Individuen auf diesem Planeten sind. Mit dieser Idee von uns selbst erscheinen wir dann als etwas Besonderes und vom ganzen Geschehen Abgehobenes.
Was das Leben selbst allerdings als Ganzes betrifft, ist es ein fatales gigantisches gedankliches Missverständnis des Intellekts über das Leben und über uns selbst als diese Form darin.
Wir, als diese scheinbar existierenden Personen, sind also nicht das, was das Leben bewegt (handelt), sondern wir werden vom Leben selbst bewegt. Alle Handlung geschieht gleichzeitig immer jetzt (ohne Trennung) als natürliche gemeinsame Balance des Einen augenblicklichen Bewusstseins – und das in unzähligen, sich nicht wiederholenden, einmaligen Formen.
Es passiert ganz einfach alles schon immer genau so, wie es passieren soll, nur nicht so wie „wir denken gelernt haben zu glauben“.
Das Leben geschieht nicht durch uns, sondern ohne uns.
Es geschieht.
Es geschieht durch diesen Körper-Verstand-Organismus, ja – und zwar durch alle anderen Wesen als ein gemeinsamer und ungetrennter augenblicklicher Vorgang. Es wird nicht von dir als scheinbare Person gemacht, sondern wie alle anderen Kreaturen (Tiere, Vögel, Fische, Gräser und Bäume und Luft und Wasser und Wind usw.) sind wir der Ausdruck dieses alltäglichen ungetrennten Zusammenspiels des Ganzen.
Du kannst es auch das Lebensspiel nennen … aber es ist als Ganzes nicht vom denkenden Verstand zu verstehen. Das Leben selbst ist genau so, wie es ist, und kann deshalb nicht anders sein, ob DU als ICH das jetzt so willst oder nicht. Es ist so, wie morgens Aufwachen geschieht und in der Nacht Einschlafen. So wie der erste Atemzug das Einatmen ist – und der letzte Ausatmen. Es ist der sogenannte natürliche Ablauf des Seins – das Tao. Der natürliche Ablauf des Universums mit dir (momentan) als Organismus darin ablaufend.
Das Drama taucht dadurch auf und besteht darin, dass ausnahmsweise in diesem sogenannten menschlichen Organismus etwas geschieht, das wir Denken nennen. Daran ist um „Gotteswillen“ nichts falsch. Aber diese begrenzt denkende Sicht auf das Leben als Ganzes ist an einem Punkt der Evolution angelangt, dass es als vorrangige Ausrichtung des Sehens sein Ende hat bzw. ausgedient hat.
Es liegt doch wohl absolut auf der Hand, dass diese scheinbar persönliche Handlungsfähigkeit auf diesem Planeten, jeglicher, verantwortlicher Weitsicht entbehrt, bzw. einfach überfordert ist.
Um diese (wohl desillusionierende) Einsicht geht es in der weitsichtigen und gründlich durchschauten Aussage Buddhas. Es ist ein natürlicher Blick auf das Ganze. Er ist Ausdruck unseres einfachen, wirklich natürlichen Wissens (Weisheit) und gegenwärtigen intuitiven Sehens, was uns selbst als ungetrennte Wesen zusammen lebend mit allen anderen Lebewesen ausmacht.
Es ist die Liebe selbst, die selbstverständliche Achtsamkeit und tiefstes Einfühlungsvermögen in die Natur der Natur des Lebens selbst. Wir sind ein verbundener Fluss des Einen, als dieses Eine in körperlicher Form. Ein Geschenk „des Himmels“. Unbegrenzt. Nichts fehlt, nichts kommt dazu – alles ist perfekt in sich selbst jeden Moment getragen und in absolutem Gleichgewicht. Und ALLES ist wirklich gleich-gültig dieses EINE.
Kein Richter, kein Urteil, keine Schuld – kein persönlich Handelnder – kein Individuum.
Nur göttlicher Fluss des Einen – immerzu und Jetzt. Nichts geschieht gestern oder morgen (außer in der Traumwelt der Gedanken). Es kommt nicht darauf an, ob es nun scheinbar durch einen kleinen oder großen EGOMacher angenommen geschieht, sondern dass der Handelnde, die Person, das Ego oder Du, eine Illusion ist. Die Illusion.
Diese persönliche Welt ist der leidvolle hypnotische Zustand der Vorstellungskraft des denkenden Verstandes, der Wachtraum – und die Wurzel allen Übels. Als Phantasie oder als Schein und Ersatzwelt erkannt, ist sie bereits das, was sie ist: Eine brillant gigantische, planetar ablaufende Geschichte und weiterhin der Ausdruck des Einen Lebensspiels – ihr Spiel.
DAS IST ES.
Jetzt.
Hans Steinke

Essen im September 2014
von Hans Steinke | Feb. 17, 2015 | Zitate / Essays
… oder „Die personenfreie Zone.“
„NEWS-LETTER: Hamburg 1/ 2015 des Sat.Zen-Forum – Essen zum ersten Wochenende Seminar mit Hans Steinke
im tibetischen Zentrum TTC-Hamburg im Februar 2015 in Hamburg am Hartkorsteig.
„Mit Pauken und Trompeten ist unsere Veranstaltungsreihe in Hamburg gestartet.
Alles hat sich zu einem ‘runden’ gemeinsamen Wochenende zusammengefügt, an dem eine Vielzahl von Interessenten
den Weg in das tibetische Zentrum gefunden haben, um zunächst …“
von Hans Steinke | März 13, 2014 | Zitate / Essays
… oder die Furcht vollkommen allein und beeinflussbar zu sein.
„Dieser Satz in deinem letzten Darshan hat mich total getroffen und aufgewühlt. Der “totalen Beeinflussbarkeit” fühlte ich mich immer vollkommen ausgeliefert. Ich habe es immer als “Fremdbestimmung” empfunden, von außen und von innen, doch entdecke es aber nach und nach als etwas sehr Schönes. Die Stärke sehe ich eher darin, dass da auch ein Teil in der Tiefe ist, der vollkommen unbeeinflusst ist. Das gibt mir Ruhe und Kraft und Stabilität. Es ist aber gleichzeitig auch das, das sich von allem beeinflussen lassen kann, genau wie die Situation es erfordert oder wie es möglich und sinnvoll ist – in jedem Moment – und darin ist Alles enthalten. Damit keine Missverständnisse entstehen.
Ich empfinde das nicht als einen persönlichen Teil in mir, sondern das ist so Unpersönlich oder Überpersönlich, dass ich sofort wusste, als ich es erlebte, das ist in Jedem Menschen und geht über das Menschliche hinaus. Es ist das Verbindende, dadurch sind wir ganz und eins, jeder von uns. Alle und Alles.“
(Email einer Teilnehmerin im Darshan mit Haus Steinke)
Je weniger Schutz, Kontrolle und Beherrschung also von dir als Persönlichkeit, dem Ich/Ego ausgeht, desto mehr sind wir für unsere innere Natur durchlässig. Verletzlichkeit ist also ein Hinweis darauf, dass wir vor allem von unserer eigenen tieferen inneren Natur als uns Selbst beeinflusst sind und permanent werden. Totalität ist unsere innere Wurzel.
Der Gegenwärtige Moment ist eine Kostbarkeit und es als alltägliche Ausrichtung zu sehen, ist eine Kostbarkeit. Gegenwärtigkeit unterscheidet sich nicht von Selbstverwirklichung, von erwachtem Sein oder dem Selbst. Diese Wirklichkeit in der Essenz bist du. Diese Kostbarkeit braucht Unterstützung und Rückhalt. Unterstützung in der Totalität und Verletzlichkeit braucht radikale Freundschaft und sich absolut geschätzt empfinden.
Meistens wird die Totalität unsere Essenz nicht gesehen. Als Kinder macht uns diese Ursprünglichkeit unsicher. Wir sind einsam, sehr allein damit und ohne Unterstützung, denn unsere Eltern, unsere ersten Lehrer haben genau wie wir erst einmal keine erkannte Verbindung mit ihrer/der Quelle und so schaffen wir uns ein Bild, ein Image von uns, das wir einordnen und verstehen können, damit wir gesehen werden, geschätzt und vielleicht wirklich geliebt werden.
Doch wir sehen nicht, dass dies die Ursache von permanentem Mangel ist, denn wir werden nicht gesehen wie wir sind, sondern immer nur wie wir uns darstellen. Da das ein gegenseitiges Phänomen ist, bekommt eigentlich nie jemand the right food.
Ich sehe die Konfrontation mit dem Alleinsein, der gleichzeitig der Tod deines Bildes von dir ist, als äußerst zentrale und wesentliche Ausrichtung des Bewusstseins an, ständig im Alltag daran erinnert zu werden und Wahrhaftigkeit nicht aus den Augen zu verlieren.
Das ist meine Arbeit, meine/die (eigentlich unsere) permanente Lebensaufgabe: Die Erinnerung an dich Selbst als Allensein in Allem.
Wenn du dich also allein fühlst, dann bedeutet das, dass du als Essenz (Bewusstsein) gerade dabei bist/ist, sich selbst als innerer Frieden zu unterstützen. Frieden – das geniale Konstrukt der Person oder Persönlichkeit darin, bedient sich ganz natürlich selbst. Dann bist DU am richtigen Platz und im Ganzen eingefügt als ein unendlich und permanent ablaufender augenblicklicher Vorgang – auch lebendiges erlebendes Jetzt genannt.
Es stimmt also: unser empfindsames Wesen ist die Qualität total beeinflussbar zu sein und gleichzeitig die natürliche Kraft gegenwärtigen inneren Rückhalts.
Vielen Dank für deine aufmerksame Beobachtung und direkte und radikale Sicht.
Hans.
Hans Steinke im März 2014
von Hans Steinke | März 13, 2013 | Zitate / Essays
… oder wenn der Augenblick dich nicht mehr los lässt.
DAS GROSSE MISSVERSTÄNDNIS VON TRENNUNG, VERGESSEN, UNTER-BEWUSSTSEIN ODER AUSBLENDUNG.
Email an Jens Mulsow mit Bemerkungen zu ablaufenden Vorgängen nach dem scheinbar persönlichen Erwachen.
Lieber Jens,
nach dem Versuch dich von mir zu trennen, möchte ich dir gerne mitteilen: „Wir sind uns zu nahe am Herzen gelegen, als das es ohne Schmerzen ablaufen würde. Es geht hier nicht mehr um das persönliche Gesehen werden, sondern um das Sehen selbst.
Plötzlich geschieht etwas, das nicht der gespeicherten Geschichte entspricht. Das nicht dem bekannten Ablauf entspricht. Etwas, zu dem es persönlich keine Erinnerung gibt, keinen Vergleich. Plötzlich ist da nur Bewusstsein – bist Du ganz hier – ohne Jemanden der existiert, ohne Seher. Es findet einfach nur Sehen statt.
Es ist das, was wir missverständlich Tod nennen.
Wenn immer Das passiert oder wenn immer dieser Scheintod ganz nahe kommt, geschieht es erst einmal rein instinktiv, dass das Leben genau in diesen Moment einen Impuls hineinpflanzt, um seine scheinbare persönliche Existenz in der bekannten Art der Form, der Person, zu erhalten und um sich dann wieder am Bekannten zu orientieren.Der Tod ist dem lebendigen Bewusstsein unbekannt. Tod ist eine Idee, das sich auf das körperlich-gedankliche Dasein begrenzt. Die lebendige Art allerdings will überleben, weiterleben und das ist eigentlich (!) ganz natürlich. Nicht nur als ein persönlicher Wille als Vorgang im menschlichen denkenden Geist, sondern vor allem als ein natürlich instinktiver Ablauf des Seins selbst.
Diese Augenblicke sind meistens absolut existenzielle Momente, pure Energiestöße, pures Geschehen und Bewegung. Leben, Überleben oder Weiterleben erhält sich dadurch als seine bekannte Form. Dieser Vorgang ist instinktiv als Überlebenstrieb auch im sogenannten menschlichen Organismus vorhanden und wenn nötig natürlich aktiv.
Da im menschlichen Organismus nun allerdings auch sogenanntes Denken geschieht ist es auch dieses Denken das diesen Vorgang dann ganz natürlich gedanklich benutzt, um z.B. als Vorstellung von sich selbst zu überleben.
In gerade diesen existenziellen Momenten läuft das Denken dann in (Höchst)funktion auf – bei – und baut sich weiter aus. Wenn jetzt erst einmal diees Überleben auf Leben und Tod in Gang gesetzt ist , liegt dem dann auch, auf das dann auch alles Folgende aufbaut. Diesen Aufbau sehe ich als Entwicklung des Persönlichkeitsbild von dir selbst … oder ist uns als Ich, die Person oder dein Bild von dir bekannt.
Meine Bemerkungen dazu sind:
… was bei dir nach meinem Eindruck jetzt hier vorrangig (wieder einmal) abläuft, ist, dass dieses denken versucht seiner persönlichen Rettungsaufgabe gerecht zu werden und die scheinbar (seiner Interpretation entsprechend) entstandene Unordnung, wieder zusammen zu bauen, damit der Alltag wieder “normal” funktioniert. Es wird also ein Zustand hergestellt, der den realen Zusammenhang des Ganzen versucht in einzelne (lebensrettende) Teile zu trennen und sie bekanntermaßen wieder zusammen zu bauen.
Diese Separation (im und des Denkens) dient also der reinen Funktionsfähigkeit im Alltag – was sicherlich wesentlich ist, wenn darüber hinaus im Moment keine andere Möglichkeit zur Verfügung zu stehen scheint, als diese Einengung auf die gedanklichen Werkzeuge.
Doch gleichzeitig ist die augenblickliche existenzielle Situation auf die sich dieser Denkablauf bezieht (mitsamt seinen Bilder und Eindrücken), nicht mehr das wirkliche Geschehen, sondern bezieht sich zu allen (persönlichen) abgespeicherten Erfahrungen und Geschichten – und zieht das was weiterhin wirklich ist, letztendlich voll in seinen Bann. Das Ganze wird nicht mehr als Ganzes wahrgenommen, sondern als erzwungene Abspaltung der scheinbar rettenden “Freiheit”.
Wir erleben das als Enge – Trennung – Gewalt – Unstimmigkeit – Widerstand – Lüge – Falschheit – nicht richtig – es fehlt etwas – Spaltung – nicht verbunden etc … oder in deinem Fall, Jens, wie es dein Wort oder Gedanke ist als: abgeschaltet.
Man könnte diesen begrenzten intellektuellen Vorgang auch den persönlichen Ungehorsam nennen, der wie du siehtst, über Leichen geht – also in Wirklichkeit das Tödliche ist.
So, was dein spezieller Organismus mit seiner extrem auf das Denken als Überlebensmechanismus (im Unbekannten) ausgerichteten Codierung, Programmierung, Konditionierung oder Geschichte dann abspult, liegt begründet in der Abschaltung des Ganzen (Betriebes) auf ein Minimum: Die Augenblickliche Sicht ist gegrenzt gedanklich. Das ist eine äußerst fatal begrenzte rein funktionale Sicht oder Funktion auf das Leben als Ganzes … und es geht nur noch ums Überleben. Dieser Raum ist als Unwissenheit bekannt, der alles Wahrnehmbare über das Denken hinaus vermeidet, abgeschaltet und ausblendet … oder eben vergisst.
Das ist das Gefängnis. Die Isolationshaft oder das große Vergessen.
DU verlierst in dieser Abschaltung/spaltung nicht nur deinen Lehrer, sondern auch alles weitere: deine Mutter, deinen Vater, deinen Bruder, deine Freunde und Freundinnen und deine Schüler, alles was ein natürliches Leben ausmacht. Liebe und wirkliche Präsenz wird ausgeblendet und vergessen. Und in deinem Fall ist diese Abschaltung/Trennung iecht extrem. Hier erlebst du Extremismus … oder die Tendenz der totalen Vernichtung. Was da übrig bleibt ist eine zermürbende, missachtende und anstrengende Selbstbehauptung oder Ignoranz – plus des eingebauten persönlichen Stolz über eine scheinbare Macht über das Leben … sehr amerikanisch übrigens: also Selbstjustiz. Das schmerzhafte Traumata des persönlich begrenzten Denkens über die Unendlichkeit des Seins hinaus.
Das hat nichts mit Radikalität oder kompromissloser Klarheit zu tun, sondern ist nun wirklich das Tödliche an Arroganz und Ignoranz … und nun wirklich gefährlicher als Rauchen. Es tötet die Liebe, das natürliche Sein und die Freude am Leben in Form in Fleisch und Blut.
Du glaubst also: Du, bist der Jemand, der das Leben in der Hand hat und es lebt und das es sich nach Deinen Vorstellungen und Entscheidungen bewegt, nach deinem Kommando.
Das ist simpel und einfach gesehen: extrem kurzsichtig, unwissend, dumm oder fälschlicher Weise falsch … und sogar im Grunde absolut blind … … und wenn es aber am Ende ganz genau so, wie es von dir dann einfach und klar erkannt und gesehen wurde:Ich bin ein Esel … dann ist das zwar die unpopuläre Einsicht in dein Bild von dir, aber absolut wahr … und die Karotte ist die Idee: ICH bin der Macher … NEIN – genau das bist du nicht.
NEIN – genau das bist du nicht.
NEIN, Jens du bist nicht das Bild von dir – du bist das Original !!!
Also noch einmal : Hut ab zu dieser Einsicht in die tödliche Welt des Widerstandes und Ignoranz. Ihre gedankliche Perfektion ist nicht die Wurzel des Lebens, sondern der Schein der Totenwelt – der toten Welt des rationalen Perfektionisten.
Der Esel ist das auf den Punkt gebrachte BILD deines Verstandes oder Denkens über seine eigene Geschichte. Es ist ein HINWEIS (und kein Urteil) auf die Begrenzung von intuitivem natürlichem Wissen, auf ein gedanklich angesammeltes Ich-Wissen – oder Unwissenheit genannt.‘
Wirkliches Wissen ist natürliches Wissen (Weisheit) und es zeigt sich vollkommen anders als das Denken denkt: als Einsicht mit Gefühl oder feine transparente Freude und grenzenlose unbedingte Verbindung, als echt und unterstützend und verbindlich, als natürlich … und vielleicht doch schon langsam Menschlich.
Dies sind alles Indikatoren, Hinweise – mit Gefühl, mit Liebe, mit Freundschaft, mit Einfühlsamkeit, mit Verletzlichkeit, mit Einsicht und Aufrichtigkeit auf das was wirklich unter allen scheinbaren Begrenzungen permanent tatsächlich unbegrenzt strömt: pure Freiheit – Liebe – und Kraft … und das immer nur und unaufhörlich kontinuierlich: JETZT.
Mein lieber Freund Jens, sei herzlich umarmt und lass dich von mir grüssen, Hans.
Essen im März 2013
von Hans Steinke | Nov. 17, 2012 | Zitate / Essays
Die Angst, dass da Niemand ist – und das Alleinsein unerträglich erscheint.
Email von Elena Ley
Lieber Hans,
gerade bin ich wieder sehr in Berührung mit dem letztlich Erlebten in unserem SatZen-Mysterium im Fläminger Refugium. Mir fließen die Tränen genauso wie dort und ich bekomme eine Ahnung davon was da eigentlich geschehen ist.
Es ist das Gefühl der Angst, dass da Niemand ist … und das Alleinsein unerträglich erscheint. Die Tränen sind auch Tränen des Schmerzes, dass da Keiner ist, der (die Liebe) empfangen kann und Keiner da ist, der (die Liebe) geben kann und dennoch ist Schmerz und Liebe da.
Im Ardéche-Meditations-Retreat im Sommer gab es eine Phase wo Alles und Alle weg waren … es war ein Schock. Ich zählte mir verzweifelt auf, mit wem ich zuhause in Liebe verbunden bin – meinen Söhnen, meiner Mutter und dem Bruder, weil alle anderen vertrauten Menschen mir so fern erschienen …
Von dir abgesehen. Dir, dem ich so unendlich dankbar bin, dass er da ist. Ich schätze so sehr das Glück, dass du in der Nähe wartest und Halt und Liebe gibst, wenn sie empfangen werden kann.
Nie konnte ich es in meinem Leben aussprechen: „Ich liebe Dich“.
Doch jetzt ist es möglich, weil es eine andere, eine neue Dimension bekommen hat. Eine Dimension – die eines Versprechens nicht bedarf, welches ein ICH sowieso nicht einhalten kann – die eine Weite bekommen hat, die jenseits von Versagen und Bedingungen liegt … die nur ein Versprechen braucht: Diesem Moment ehrlich zu begegnen.
Ach was – nicht einmal das … und dieses Versprechen „gab ich mir selbst“.
Ich liebe dich, “Hans”.
Elena
…………………………
Liebe Elena,
mit sehr großer Freude habe ich deine Email gestern Nacht gelesen.
Aus derselben Ehrlichkeit heraus verspüre ich jetzt den Wunsch, deine tiefe Einsicht in die große Angst des Alleinseins zu veröffentlichen.
Ich empfinde es als äußerst wesentlich, dieses Erkennen als Niemand wahrzunehmen, diese Auflösung der Identifikation mit dem Ich-Gedanken zu erleben. Ich bin in absoluten Respekt mit diesem großen und mutigen Prozess in dir, diese tiefe Furcht davor preiszugeben und gleichzeitig zu erleben darin standhaft sein zu können, es auszuhalten und darin betrachtend zu verweilen.
Ja, das ist erst einmal ein Schock, ja, das ist wahr – doch es muss im Bewusstsein auftauchen um es wirklich kennenzulernen und es erkunden zu können … und du beginnst zu sehen: es ist möglich.
Das ist das, was ich den gegenwärtigen Blickwinkel nenne.
Die Angst, dass Niemand da ist, ist allerdings nur für die Person relevant. Sie glaubt, Jemand zu sein, der sich dann verlieren könnte.
Wie kann „Etwas“ das nicht existiert, sich verlieren?
Vergessen oder verlassen worden sein, ist nicht Alleinsein – ganz genau so ist es. Verloren sein oder versagen sind die Spiele gedanklicher Konstrukte. Sicherlich sind gedankliche Konstrukte real – mehr aber auch nun wirklich nicht, wirklich nicht!
All-ein-sein ist das was du wirklich bist.
Sei umarmt und eine gute Nacht.
Hans
Essen im November 2011