Essay von Hans Steinke

Trennung entsteht unwissender weise erst einmal dadurch, dass das Denken Teile seines Denkvorgangs nach Außen z.B. auf eine andere Person begonnen hat zu übertragen. Es geht davon aus, dass Trennung überhaupt existiert und das tatsächlich, z.B. ein Ich und ein Du als getrennte Erscheinungsformen existieren. Diese Idee hinterlässt im Bewusstsein den Eindruck das Trennung mit etwas Äußerlichem zu tun hat. Das Wesentliche was dadurch jedoch gleichzeitig verdeckt wird, ist, dass es in Wirklichkeit nur ein Ablauf im Denken selbst ist – und zwar zwischen der Idee einer scheinbar existierenden Person Ich und scheinbar anderen Personen, Gegenständen oder Geschichten.

Das ist das grundsätzlichste Missverständnis im Denken überhaupt – auch duales oder trennendes Wahrnehmen genannt – und wiederum die Ursache eines darin miteinander verwickelt seins ist.

Bei genauerer Betrachtung siehst du allerdings, das es eigentlich nichts weiter als ein ungetrennter Vorgang im denkenden Verstand selbst ist – wie es z.B. auch das Ein- und Ausatmen des Körpers ist und dass das Eine nicht ohne das Andere existieren kann.

Trennung ist also in Wirklichkeit ein gedankliches Missverständnis in seiner Sicht auf die Realität als ein getrennter Vorgang.

Im wahrsten Sinne des Wortes ist Trennung also ausschließlich eine gedankliche Aus-ein-ander-setzung. Es ist ein Kampf zwischen der Idee von Trennung und der Idee von Verschmelzung, von etwas Auseinanderbringen und dann wieder Zusammenführen und umgekehrt. Es findet also eine rein gedankliche Beschäftigung mit einer begrenzt verstandene Realität (Identität) statt, die – geschickt ausgedacht – dazu dient, die augenblickliche (ganze) Wirklichkeit auszublenden und weiterhin in scheinbare Teile aufzuteilen.

Also: Ich (Basisname für menschlichen Formen als Ganzes), Hans Steinke (partielle  Bezeichnung der Form, Person genannt), der Körper-Verstand und seine Geschichte (deine persönliche Identität), wird durch ein ständiges verstehen wollendes Nachdenken über das wirkliche Geschehen gedanklich immer weiter ausgebaut. Die Identifikation damit wächst und wächst zu einem Gedankenballon (scheinbares Wachstum) scheinbarer Realität (Phantasie), während das aktuell-wirklich ablaufende Leben, das bewusste Erleben das du wirklich bist, zurückgesetzt, verdrängt und dahinter als solches unerkannt und ausgeblendet bleibt.

So, der Verstand kann nur in Trennung und Teilung denken und im zeitlichen Ablauf verstehen, sonst würde seine Geschichte keinen Sinn ergeben (was sie auch in Wirklichkeit nicht tut). So ist er gestrickt oder programmiert. Zeit und Raum sind gedanklichen Phantasien. Daran ist nichts falsch, aber es ist nicht die ganze Realität. Doch solange das Denken nicht bewusst beobachtet wird, bleibt der Blickwinkel aus dem betrachtet wird, gedanklich begrenzt und demzufolge die Sicht auf die Realität immer missverständlich und unverbindlich.

Dieser Körper-Verstand-Organismus mit seiner Geschichte, ist in Wirklichkeit ungetrenntes durchgängiges Bewusstsein.

Du bist also unbegrenztes unpersönliches Bewusstsein, in materialisierter (persönlicher) Form und Gestalt. Wir sind (und nicht nur wir) Geschöpfe des Bewusstseins selbst – und nicht das Ergebnis persönlicher Errungenschaft und Leistung irgendeiner Person, sondern liebenswerte Erscheinungen im Nirgendwo – ganz und gar Hier. Es ist an der Zeit für das Ego, den denkenden Verstand und seine Geschichte, zu bemerken, dass es im Ganzen so klein und winzige ist und eigentlich Nirgendwo zu finden.

Das was du also in Wirklichkeit bist ist ein empfindendes, denkendes, fühlendes, hörendes, spürendes, liebendes, lachendes, weinendes, wütendes und intuitiv wissendes Geschöpf des Bewusstseins, dich selbst als solches zu erleben.

In Wirklichkeit bist du ein Vorgang bewussten Erlebens.

Hans Steinke  –  Juni 2011

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