What is not, cannot become.
Eine Zen-Geschichte.

“Jeden Monat schickte der getreue Schüler seinem Meister weisungsgemäß einen Bericht über seine Fortschritte.
Im ersten Monat schrieb er:
„Ich verspüre eine Weitung meines Bewusstseins und fühle mich eins mit dem Universum.“

Der Meister warf einen Blick auf die Nachricht und warf sie weg.

Im nächsten Monat hatte der Schüler dies zu melden:
„Ich habe endlich herausgefunden, dass das Göttliche in allen Dingen gegenwärtig ist.“
Der Meister verzog das Gesicht.

Im dritten Monat waren die Worte des Schülers voller Begeisterung:
„Das Mysterium des Einen und der Vielen hat sich meinem staunenden Blick offenbart.“
Der Meister schüttelte den Kopf und warf den Brief wieder weg.

Der Brief des vierten Monats lautete:
„Niemand wird geboren, niemand lebt und niemand stirbt, denn das Ego-Ich ist nicht.“
Der Meister hob seufzend die Arme und ließ sie wieder fallen.

Dann im fünften Monat kam kein Brief. Auch im sechsten und den weiteren Monaten nicht – bis schließlich ein ganzes Jahr vergangen war. Da fand es der Meister an der Zeit, seinen Schüler an seine Berichtspflicht zu erinnern.

Die Antwort kam schnell, doch in diesem Brief stand nur:
Wen kümmert`s?

Ein Lächeln der Zufriedenheit bereitete sich über das Gesicht des Meisters aus.“

Hans Steinke l Januar 2011

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