… oder die Furcht vollkommen allein und beeinflussbar zu sein.

„Dieser Satz in deinem letzten Darshan hat mich total getroffen und aufgewühlt. Der “totalen Beeinflussbarkeit” fühlte ich mich immer vollkommen ausgeliefert. Ich habe es immer als “Fremdbestimmung” empfunden, von außen und von innen, doch entdecke es aber nach und nach als etwas sehr Schönes. Die Stärke sehe ich eher darin, dass da auch ein Teil in der Tiefe ist, der vollkommen unbeeinflusst ist. Das gibt mir Ruhe und Kraft und Stabilität. Es ist aber gleichzeitig auch das, das sich von allem beeinflussen lassen kann, genau wie die Situation es erfordert oder wie es möglich und sinnvoll ist  – in jedem Moment – und darin ist Alles enthalten. Damit keine Missverständnisse entstehen.
Ich empfinde das nicht als einen persönlichen Teil in mir, sondern das ist so Unpersönlich oder Überpersönlich, dass ich sofort wusste, als ich es erlebte, das ist in Jedem Menschen und geht über das Menschliche hinaus. Es ist das Verbindende, dadurch sind wir ganz und eins, jeder von uns. Alle und Alles.“

(Email einer Teilnehmerin im Darshan mit Haus Steinke)

Je weniger Schutz, Kontrolle und Beherrschung also von dir als Persönlichkeit, dem Ich/Ego ausgeht, desto mehr sind wir für unsere innere Natur durchlässig. Verletzlichkeit ist also ein Hinweis darauf, dass wir vor allem von unserer eigenen tieferen inneren Natur als uns Selbst beeinflusst sind und permanent werden. Totalität ist unsere innere Wurzel.

Der Gegenwärtige Moment ist eine Kostbarkeit und es als alltägliche Ausrichtung zu sehen, ist eine Kostbarkeit. Gegenwärtigkeit unterscheidet sich nicht von Selbstverwirklichung, von erwachtem Sein oder dem Selbst. Diese Wirklichkeit in der Essenz bist du. Diese Kostbarkeit braucht Unterstützung und Rückhalt. Unterstützung in der Totalität und Verletzlichkeit braucht radikale Freundschaft und sich absolut geschätzt empfinden.

Meistens wird die Totalität unsere Essenz nicht gesehen. Als Kinder macht uns diese Ursprünglichkeit unsicher. Wir sind einsam, sehr allein damit und ohne Unterstützung, denn unsere Eltern, unsere ersten Lehrer haben genau wie wir erst einmal keine erkannte Verbindung mit ihrer/der Quelle und so schaffen wir uns ein Bild, ein Image von uns, das wir einordnen und verstehen können, damit wir gesehen werden, geschätzt und vielleicht wirklich geliebt werden.
Doch wir sehen nicht, dass dies die Ursache von permanentem Mangel ist, denn wir werden nicht gesehen wie wir sind, sondern immer nur wie wir uns darstellen. Da das ein gegenseitiges Phänomen ist, bekommt eigentlich nie jemand the right food.

Ich sehe die Konfrontation mit dem Alleinsein, der gleichzeitig der Tod deines Bildes von dir ist, als äußerst zentrale und wesentliche Ausrichtung des Bewusstseins an, ständig im Alltag daran erinnert zu werden und Wahrhaftigkeit nicht aus den Augen zu verlieren.
Das ist meine Arbeit, meine/die (eigentlich unsere) permanente Lebensaufgabe: Die Erinnerung an dich Selbst als Allensein in Allem.
Wenn du dich also allein fühlst, dann bedeutet das, dass du als Essenz (Bewusstsein) gerade dabei bist/ist, sich selbst als innerer Frieden zu unterstützen. Frieden – das geniale Konstrukt der Person oder Persönlichkeit darin, bedient sich ganz natürlich selbst. Dann bist DU am richtigen Platz und im Ganzen eingefügt als ein unendlich und permanent ablaufender augenblicklicher Vorgang – auch lebendiges erlebendes Jetzt genannt.

Es stimmt also: unser empfindsames Wesen ist die Qualität total beeinflussbar zu sein und gleichzeitig die natürliche Kraft gegenwärtigen inneren Rückhalts.

Vielen Dank für deine aufmerksame Beobachtung und direkte und radikale Sicht.

Hans.

Hans Steinke im März 2014

Share this post