… aber nicht, was du bist. Was du bist, ist das, was geschieht.
in(to) nothing.

Wir haben als Kinder erlebt, dass wir vollkommen von Gefühlen überflutet sein können. Unsere Kapazität zu Spüren ist gewaltig. Gelernt haben wir allerdings, uns unempfindlich zu machen und zu kontrollieren, ein „dickes Fell“ zu bekommen. Seither betrachten wir unwissendlich Verletzbarkeit als Schwäche und Wehrlosigkeit. Wir laufen also herum, um uns zu schützen, zu verstecken und um unser natürliches verletzbares Potential zu verbergen.

Aber etwas geschieht, wenn wir uns diesen Widerstand zulegen!

Wir sind nicht mehr wirklich offen für Verletzung, Schmerz, Angst und gleichzeitig auch unempfindlich für Freude, Liebe, Glück, Lust und Lebendigkeit. Demzufolge halten wir uns dann für wertlos, klein und begrenzt und reduzieren uns innerlich auf eine leblose, enge, dumpfe und unempfindliche Person.
Unsere größte Angst ist es jetzt, so offen zu sein, dass wir beeinflussbar sind und sehen deshalb, Verletzlichkeit als gefährlich an.
Die wirkliche Gefahr in dieser persönlich begrenzten Sicht, liegt allerdings nicht in der Verletzbarkeit, sondern in dem Missverständnis, wir könnten dieses feinstoffliche zarte Bewusstseinswesen, das wir sind, wirklich kontrollieren und beherrschen.
Das ist eine Lüge.
Das Leben ist in Wirklichkeit ein unpersönliches Geschehen, das wir als persönliches Ereignis zu sehen gelernt haben. Dagegen spricht nichts, doch es entspricht nicht der Wahrheit und ist die Wurzel unser alltäglichen Konflikte und Verwicklungen.

Die Wahrheit ist, das wir am beeinflussbarsten sind wenn wir Liebe erfahren. Wenn wir uns im Herzen begegnen. Hier sind wir ganz natürlich beeinflussbar und offen. Menschlich sein heißt, so empfindlich, so durchlässig sein, dass du keiner Erfahrung widerstehen kannst oder auch nur nein zu ihr sagen kannst. Liebe ist das Herz dieser unglaublichen Feinfühligkeit und wir erleben es als die echte Kraft des Augenblicks und als wahrhaftiges Sehen.

So, im Grunde ist unser empfindsames Wesen die Qualität total beeinflussbar zu sein und in Wirklichkeit eine ganz natürliche Kraft inneren Rückhalts.

Je weniger Schutz, Kontrolle und Beherrschung also von dieser Persönlichkeit, diesem Ich und Ego ausgeht, desto mehr sind wir für unsere innere Natur durchlässig. Verletzlichkeit ist also ein Hinweis darauf, dass wir vor allem von unserer eigenen tieferen inneren Natur als Menschen beeinflusst sind und permanent werden.

Essay von Hans Steinke für die Einfach-Ja 4/5-2013

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