Ein Nachruf auf eine fast unglaubliche Geschichte
Der Beginn: Die sogenannte Leipziger Geschichte fing, wie alle wirklich guten Sachen, mit einem spontanen Telefonanruf aus dem Nirgendwo an. Das war 2003. Er war eben nicht zufällig, sondern so geschehen, weil es sein sollte. Daran gab es keinen Zweifel und nach meiner ersten Veranstaltung dort, setze sich dann auch ein bis jetzt andauernder Prozess der Selbsterforschung und Bewusstseinsarbeit in Gang.
Das Bündniss der Kraft: Es zentrierte sich sehr schnell eine Gruppe von Menschen um mich, die sich mit einer verblüffenden Ernsthaftigkeit an die Arbeit machten, wofür ich allen die ab dann über Jahre zusammen blieben, als auch denen die diesen Prozess bislang nur streiften und auch nicht unberührt blieben, von Herzen für ihre Ausdauer, Disziplin und Konfrontationsbereitschaft danken möchte. Diese unerschütterliche lernbereite Grundeinstellung des gemeinsamen Lernprozesses benannte ich dann auch wertschätzender Weise: Bündnis der Kraft.
Der Verein: Die folgende Explosion von individueller und kollektiver Kreativität lies daraus im Laufe der Jahre den Verein SatZen e.V. resultierten und ich gründete im Einverständnis mit allen eine kleine Schule der Inneren Arbeit. Sie hatte den Zweck, der Entwicklung meiner Arbeit in Leipzig, eine praktische Form und dem Alltag ein vorübergehendes Gerüst, zu geben. Für mich war damit ein alltäglich-weltlicher Raum für alle Teilnehmenden geschaffen, die sich entfaltende kreative Energie zu bündeln und sie durch jeden Einzelnen ganz konkret der Öffentlichkeit zugängig zu machen, selbst zu lehren und anderen Menschen dabei zu helfen, auf ihren Diamanten in der Tasche aufmerksam zu werden.
Dieser Prozess entfaltete sich über weitere 3 Jahre und entsprechend einer lebendig geführten Bewusstseinsarbeit war der Drang ohne Krücken zu laufen und auf eigenen Beinen zu stehen, die natürliche Konsequenz und forderte schließlich den von mir aufmerksam beobachteten neuen Schritt.
Die Frage war nicht mehr, wie geht es mit Verein weiter (die Weiterentwicklung wurde bislang persönlich darauf beschränkt gehalten und gehemmt), sondern die Frage war nun ganz Neu: “Wie geht es mit jedem einzelnen weiter.“
Das Gerüst musste also fallen.
Der Innere Kreis des Bewusstseins: Während der ersten Veranstaltung dieser neuen Form konti-nuierlichen Zusammenseins mit den „Alten“, war mir sofort klar, dass die Zeit für freies Gehen reif war und eben auch ohne persönliche Wiederabgrenzung, d.h. persönlicher Abtrennung, möglich erschien. Es war der Moment der Lehrerschaft die unterstützenden Krücken zu entziehen und damit die vorgegebene Vereinsstruktur in Leipzig aufzulösen.
Es ging nun darum, sein natürliches empfindsames Potential ohne persönliche Beschränkung oder Bemächtigung wirklich vollständig anzunehmen und es entschlossen in seinen Alltag zu übertragen.
Seitdem nehme ich zwei Tendenzen wahr. Die erste ist:
Getrennt sein: Diese Tendenz ist der Rückfall in das unabhängig sein wollen. Das bedeutet, die Bewegung ist vom Ego und Macherstolz gesteuert und versucht sich von scheinbarer Abhängigkeit zu befreien. Es gibt also immer etwas Zweites, einen Gegenüber. Die Wurzel dieses Handelns ist Trennung und mit persönlichen Ansichten, Bewertungen und Urteilen gepflastert. Sie ist nur vorübergehend, unvollständig und in sich schwach, obwohl sie anders tut. Deshalb sucht sie auch ständig Kumpanen – und ist nicht wirklich im Alleinsein verwurzelt.
Das ist der Weg des Ego’s.
Das Ego ist persönlich und baut auf Projektionen auf. Ihr Werkzeug ist Schuldzuweisung und demzufolge Trennung.
Zweitens passiert hier allerdings noch eine andere Bewegung die sehr empfindsam nach Innen und auf das Bewusstsein selbst gerichtet ist:
Frei sein: Diese Bewegung ist ohne Vergleich und Beurteilung und liegt einer wirklich konsequenten Überprüfung und äußerst feinstofflichen Innerschau und Wachheit zugrunde. Sie ist „alleinstehend“ und nicht abtrennend, abweisend oder verheimlichend. Sie ist authentisch in der Erkenntnis: „Diesen Weg kann ich nur selbstverantwortlich wollen, gehen und realisieren und Alleinsein ist nicht Isolation. Sie ist nicht im Geringsten reaktiv sondern der Ausdruck verbundenen ungetrennten Lehrens und Lernens.
Dies ist der Weg der Freiheit.
Freiheit ist Unpersönlich, ein unpersönliches Geschehen und ein Raum reiner Reflexion. Es gibt darin nichts anderes als Bewusstsein und ist die empfindsame Realisation von Einseins. Ihr Werkzeug ist Dankbarkeit und Verbindung.
Zum Abschluss und zur Verdeutlichung des gesamten oben beschriebenen Vorganges noch eine Aufforderung John Lennon’s in einem seiner Songs gegen das Leiden dieser Welt: „Free your mind instead“, bietet er dort an und genau das ist das Missverständnis.
In unserem Zusammensein und der sogenannten spirituellen Arbeit geht es nicht um die Freiheit für den Verstand sondern um die Freiheit vom Verstand.
So, wer immer bereit ist, sich dem wirklich zu stellen, wird sich zeigen. Alle kennen meine Geduld und Beharrlichkeit. Nach 31 Jahren der Arbeit in diesem Energiefeld Bewusstsein muss ich allerdings einsehen: Es sind die wenigsten.